Eva Maurerbaur und Elisabeth Oberreiter begeben sich in den Zwischenraum von Kunst und Unternehmen, um die große Kraft von Art:between zu erfahren.
Kunst steht für Kreativität, Ausdruck und ästhetische Werte. Die Welt der Unternehmen hingegen ist vielfach von Effizienz, Leistung und wirtschaftlichem Erfolg getrieben. Dieser Gegensatz kann eine transformative Kraft entfesseln.
Die Verbindung von Kunst und Unternehmen mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Der scheinbare Gegensatz jedoch steckt voller Potenziale. Art:between nutzt das „Dazwischen“ als Raum für Entwicklung und Transformation von Menschen, Teams und Organisationen. Mit einer Prise Mut wird Kunst zum kraftvollen Verbündeten für innovative Entwicklungen und Wachstum. Büros werden in Ateliers und Produktionsklänge in Jazzkompositionen verwandelt. Produktfunktionen werden zu Tanzperformances und Mitarbeiter:innen gestalten Art-Sounding-Boards. Herkömmliche Grenzen und traditionelle Denkmuster werden herausgefordert und kunstbasierte Resonanzräume – auch in der Natur – eröffnet. Es startet eine faszinierende Reise, bei der Kunst und Unternehmen sich begegnen und gemeinsam in eine neue Phase der Kreativität, des Wachstums und der Entwicklung eintreten.
Kurz gesagt: Kunst kann ein Hebel zu einer positiven Transformation sein. Ihre transformative Wirkung eröffnet neue Horizonte, ebnet den Weg für eine dynamische Entwicklung von Organisationen und Menschen. Kunst bringt ins Gespräch und schafft Beziehung – auch als Voraussetzung für kraftvolle Veränderung.
Die Komfortzone verlassen
Der Einbezug von Kunst in Unternehmen kann anfangs zu Irritationen und sogar Widerstand führen. Wenn Mitarbeitende mit künstlerischen Ausdrucksformen in Berührung kommen, verlassen sie zunächst das Vertraute, ihre Komfortzone. Achtsam begleitet wächst die Bereitschaft des Einlassens und damit das Erproben eines neuen Terrains. Die Kraft der Kunst beginnt sich zu entfalten und wirkt befreiend. Denn in dem Moment, wo Menschen mit Kunst interagieren, verlieren Verantwortlichkeiten, Macht, Wissen und Status an Bedeutung. Die Kunst fungiert als wertvolle Sprache, die Mitarbeiter:innen und Führungspersonen in einen gemeinsamen Dialog bringt. Es entsteht eine tiefe Verbundenheit und Vertrautheit, die zur Ermöglicher:in und Wegbegleiter:in für Neues und Entwicklung wird.
Die Kunst ist auf dem Weg in das Neue keinesfalls lediglich Beiwerk oder Design. Sie dient als verbindendes Element und als kraftvolles Sprungbrett. Sie stärkt den Menschen in seiner Präsenz, seinem Sein, seiner Kreativität und Gestaltungskraft. Die Sprache der Kunst erlaubt es, sich frei auszudrücken, sich neu zu erfinden, ohne Bewertung von richtig oder falsch, ohne Vergleichbarkeit. Mitarbeiter:innen werden inspiriert und ermutigt, ihre gewohnten Pfade zu hinterfragen, loszulassen und ihre Kreativität und Gestaltungskraft in vollem Maße zu spüren und entfalten. Kunstbasierte Resonanzräume bieten Impulse, ver-rückte Potenziale zu entdecken und organisationsbezogene Entwicklungsprozesse in ungewohnter Form zu begehen.
Ein Beispiel aus der Praxis: Im Zuge einer mehrtägigen Führungskräfteentwicklung entstanden folgende Zeilen. Festgehalten in einem Kunsttagebuch, welches den Reflexionsprozess skizziert und auch in der späteren Betrachtung neue Impulse liefert.
Tag 1:
“Ich lasse mir Zeit und fokussiere mich auf meine Wahrnehmung. Worin liegt der Sinn in meinem Tun? Wie fügt sich dieser Sinn in den Unternehmens-Sinn ein?“
Tag 2:
„Ich werde mutiger sein, meine Wahrnehmung schärfen, mich reflektieren und meine Emotionen authentisch einbringen. Ich möchte eine Führungskraft sein, die ihre Teammitglieder ermutigt, ihre einzigartigen Talente zu entfalten und gemeinsam als Team zu wachsen.”
Mögliche Art:between Resonanzräume
Kunstbasiertes Storytelling
Geschichten werden durch und mit Kunst erzählt. Mitarbeiter:innen, Führungskräfte und ganze Teams teilen Erfahrungen, Werte und Visionen auf inspirierende Art und Weise. Komplexe Emotionen und Gedanken werden besprechbar – Bilder sagen mehr als tausend Worte. Bilder prägen sich ein und hinterlassen Spuren, die nachwirken. Vertrauen wächst.Art-Sounding-Boards
ermöglichen Mitarbeiter:innen und Führungskräften mit Vorgedachtem oder Bewährtem in Resonanz zu gehen. Kunst-Workshops schaffen dabei Presence (vgl. Theory U, Otto Scharmer) und Konzentration auf das Wesentliche. Es gibt keine Oberfläche, Tiefe entsteht. Rasch und unmittelbar.Artists in Residence
Künstler:innen arbeiten in Unternehmen und reagieren auf Gegebenheiten, Kulturen, Menschen und Unternehmensvorgänge. Der damit verbundene interdisziplinäre und innovationsfördernde Austausch in Workshops verändert gewohnte Betrachtungsmuster und bietet Frischluft zum Denken.Kunst und Natur – eine kraftvolle Verbindung
Führungskräfte oder ganze Teams verlassen den gewohnten Kontext und tauchen ein in die Ruhe der Natur. Eine intensive Konzentration der Wahrnehmung findet statt – am Berg, am Fluss, im Wald. Natur dient dabei als Wahrnehmungsraum und Kunst ist die Sprache, die Emotionen und Gedanken in Verbindung bringt und sichtbar macht. Durch achtsame Wahrnehmung, Offenheit, Einbeziehung von Emotionen, Loslassen von Vorannahmen schafft Presence Raum für persönliches Wachstum.