Kolumne von Michael Auinger, MSc (früher „Digital Native“ & Mitarbeiter der inoVato-Gruppe)
Mit der weiterhin zunehmenden Dynamisierung von Informationsgenerierung und technologischer Vernetzung gewinnt die Aufmerksamkeit, Gerichtetheit und Geistesgegenwart der Menschen an zentraler Bedeutung.
Gerade die jüngeren Generationen sind hier in einer Pionierrolle. Michael Auinger ist Geburtsjahrgang 1989 und mit der zunehmenden Digitalisierung aller Lebensräume aufgewachsen. Nachfolgende Anmerkungen beschäftigen sich mit Fragen der Wissensgesellschaft von morgen:
„Aufmerksamkeit als knappes Gut finde ich sehr spannend. Zum Beispiel auch in Kombination mit dem Abfall der Wirkung traditioneller Werbung (vor allem im Internet funktioniert die kaum noch, die meisten in meinem Alter verwenden Ad-Blocker, welche Werbeanzeigen grundsätzlich unterdrücken).
Das Buhlen um Aufmerksamkeit zeigt sich jetzt schon in den Versuchen, Produkte immer mehr zu personalisieren und damit die Marke zu einem Teil der eigenen Identität zu machen.
Selbst-Edukation über das Internet macht viel Expertenwissen von beispielsweise Verkäufern wahrscheinlich auch teilweise obsolet. Damit lautet der entscheidende Punkt: Wodurch entscheide ich, worauf ich meine Aufmerksamkeit bei der Internetrecherche fokussiere?
Die Wiki-sierung der Gesellschaft generiert wahrscheinlich immer mehr ‚Experten‘, da die bisher sozial akzeptierten, etablierten ‚produzierten Wahrheiten‘ traditioneller Medien durch immer mehr Web-Alternativen ins Wanken kommen; es entstehen immer mehr ‚Wahrheiten‘, die sich durch technologische Innovationen selbst verstärken (z.B. füttert einen der Facebook Newsfeed mit Informationen, die für einen selbst interessant sein könnten, damit entsteht aber eine Schleife, in der man immer nur sein bereits bestehendes Weltbild bestätigt bekommt und zunehmend Kontakt zu abweichenden Meinungen, und teilweise Vertrauen in etablierte Medienkanäle verliert).
Durch zerfallende Datensicherheit und leichtere Verbreitungsmöglichkeiten verschwinden als Folge teilweise die Informationsasymmetrien, die in einer Wissensgesellschaft einen zentralen Machtfaktor darstellen.
Für mich stellt sich deshalb die Frage: Bekommen wirklich ‚Experten‘ mehr (Veränderungs-)Macht? Oder eher Personen, die in den sozialen Strukturen zwischen voneinander losgelösten Clustern stehen und damit Ideen von dem einen, in das andere Cluster transferieren und damit radikale Innovationen auslösen können? (Experten hingegen würden eher tief in diesen Clustern eingebettet sein, um als Experten akzeptiert zu werden. Sie bekommen damit wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit und Vertrauen, benötigen aber Kontakt zu Außenstehenden, um out-of-the-box Denken und damit Systeme beeinflussen zu können.)
Ich glaube, die relative Macht von Experten innerhalb ihrer sozialen Netzwerke nimmt zu, die absolute Macht über Cluster hinweg hingegen sogar eher ab.“