Ein inspirierendes Beispiel zur identitätsstärkenden Transformation
Beatrice und Martin Greul setzen mit ihren Ackerschweinen neue Maßstäbe in der Schweinehaltung. Ihre Tiere leben so, wie es ihrer Art entspricht. Mit ihrer in jeder Hinsicht gesunden Landwirtschaft sind die beiden Vorbild in einer spannungsreichen, wirtschaftlich sensiblen Sparte. Ihre Transformation macht Mut für den eigenen Aufbruch.
Bis 2020 folgte der Betrieb einer klassischen Schweinemast. Preisdruck und Wettbewerb erschwerten eine artgerechte Tierhaltung und Zukunftsaussichten wurden immer schwieriger. Mit der Übernahme des Hofes kam es zu einer wesentlichen Neuausrichtung. Ihre Tiere leben heute so, wie es tatsächlich ihrer Art entspricht: Im Freien mit überdachten Rückzugsbereichen, wo sie in reichlich Stroh wühlen, sich suhlen und herumtoben können. Sie haben durchgängig Zugang zu Tränke und Futter, ihre Ausscheidungen dienen als Dünger für die Felder.
Nach einem fordernden Transformationsprozess blicken Beatrice und Martin heute auf eine wirtschaftlich gesunde Landwirtschaft ohne Raubbau an Tier, Mensch und Umwelt.
EM: Was war für euch der bedeutendste Moment in der Neuausrichtung?
Sie sind sich einig: Ein absoluter Gänsehautmoment war, als wir die ersten Schweine in die Freilandhaltung überführt haben. Unser Traum wurde Realität. All die Anstrengungen, Selbstzweifel, kritischen Stimmen und mühsamen Behördenwege verblassten in diesem Moment. Es fühlte sich so richtig an – und tut es noch immer.
EM: Was würdet ihr euch raten, wenn ihr am Beginn eures Weges stehen würdet?
Martin: Findet euren inneren Antrieb, setzt euch große Ziele, erarbeitet ein fundiertes Konzept, investiert dort, wo es wirklich Sinn macht und baut euch ein unterstützendes Umfeld auf.
Beatrice: Verlasst eure Komfortzone und arbeitet hart. Bleibt dabei gelassen, mutig und anders. Sucht den Austausch, reflektiert und hinterfragt euch regelmäßig.
EM: Mit welchen Hürden hattet ihr zu kämpfen?
Martin: Die größte Hürde war definitiv das sichere, lukrative Angestelltenverhältnis zu lösen. Das Vertraute loszulassen, um frei zu sein für das Ungewisse.
Beatrice: Und die fehlende Vorstellungskraft und Skepsis von außen. Das auszuhalten, war hart.
Martin: Doch unsere tiefe Überzeugung hat uns gestützt. Wir haben uns gegenseitig gestärkt und den Austausch mit anderen Visionär*innen gesucht.
EM: Was treibt euch an?
Martin: Der Bezug zur Landwirtschaft geht immer mehr verloren. Ich möchte einen Beitrag leisten, um ihren Wert und den von Lebensmitteln wieder zu stärken.
Beatrice: Ich bin eine Macherin und brauche Projekte „mit Sinn“. Die Ackerschweine ermöglichen mir, meine Vorstellung einer nachhaltigen Lebensweise umzusetzen. Die Ackerschweine sind unser Herzensprojekt. Als Agroproneure setzen wir neue Maßstäbe im Tierwohl, Produktqualität und Kundenansprache.
Martin ist Visionär mit Zahlengespür und hoher landwirtschaftlicher Expertise. Aufgewachsen am elterlichen Betrieb folgte das Studium der BWL. Nach 8-jähriger Tätigkeit als Projektmanager in einem weltweit tätigen Landtechnik-Konzern übernahm er 2020 die Landwirtschaft.
Beatrice gilt als kreative, umtriebig Quereinsteigerin. Sie überzeugt mit ihrem erfrischenden, unkonventionellen Blick, hohem Engagement für Tierwohl und Lebensmittelqualität sowie einem Feingefühl für Marketing, angeeignet im Publizistikstudium.