Der frühere Personalvorstand eines deutschen Konzerns und heutige Profi für Transformationsprozesse, Kulturentwicklung und Strategisches HR-Management im Gespräch mit Klaus Theuretzbacher.
Worum geht es dir als Berater?
Die zugrundeliegende Werteorientierung einer Organisation und der in ihr tätigen Menschen soll eine stabile Grundlage für ihre Zukunftsfähigkeit werden. In den Mittelpunkt stelle ich dabei die Frage nach dem „Wofür“- egal ob Veränderungsprozess, Führungsthemen oder Selbst- und Lebensführung: Wofür stehen wir? Wozu gibt es uns? Was ist unser Leistungsversprechen? Aufbauend darauf die Frage nach der Führungsverantwortung und als nächstes die Frage „Wohin“. Wo will jemand landen, wenn es bestens läuft? Erst dann macht es Sinn, die notwendigen strategischen Hebel festzulegen bzw. entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Ein besonders spannendes Beispiel aus deiner Beratungstätigkeit …?
Ich sollte eine Organisation darin beraten, ihr gewaltiges Fluktuationsproblem zu lösen. Die Erwartung war, dass ich mich mit den MitarbeiterInnen beschäftigen werde. Im Erstgespräch und nach einer kurzen Kulturdiagnose wurde mir dann aber schnell deutlich, wie sehr das „Problem“ mit der Haltung der Geschäftsführung zu tun hatte. Als ich dem CEO und seinen Mitstreitern sagte, dass ich den Auftrag nur dann übernehme, wenn sie selbst das Problem an der wirklichen Wurzel anpacken, sie also mit der Veränderungsarbeit bei sich selbst anfangen, war der Aufschrei zunächst groß. Heute begleite ich die Geschäftsführung und die Organisation seit über drei Jahren in einem kulturellen und organisatorischen Transformationsprozess.
Was verbindest du mit Selbstverantwortung?
Jede Verantwortung ist Selbstverantwortung. Denn, ob ich Verantwortung übernehme, hängt entscheidend von meiner inneren Haltung, meinen Werten und Überzeugungen, meinen Erfahrungen ab. Will man sich ernsthaft mit der Selbstverantwortung seiner MitarbeiterInnen beschäftigen, darf man sich mit ihnen als Menschen beschäftigen. Es ist nicht damit getan, sie aufzufordern, mehr „Selbstverantwortung“ zu übernehmen, und zugleich Entscheidungsprozesse, Kontrollmechanismen oder Meetings im alten Fahrwasser zu belassen. Das ist unehrlich, solange sich das Management nicht kritisch der Frage gestellt hat, aus welcher Haltung heraus die MitarbeiterInnen geführt werden.
Wo tankst du Kraft?
Meine Kraftquelle ist die Natur und das Alleinsein in ihr. Das ist für mich der Ort, an dem ich spüre, welches Potenzial ich zur Entfaltung bringen kann, aber auch, wo die Grenzen sind.
Dein Buchtipp?
„Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“ von Eckhart Tolle.
Worum geht’s im Leben?
In Menschlichkeit mir und anderen begegnen.