Was hat organisationale Identität mit Wiederholung zu tun? Was sich neu (er)finden mit Improvisation? Eine etwas unübliche Erklärung erlebbar gemacht durch die Kulturpraxis Musik.
Die Wiederholung konstanter melodischer und rhythmischer Zellen (Patterns genannt) erzeugt Wieder-erkennung und festigt dadurch Strukturen und Identität. Veränderung bedeutet, ein Pattern zu variieren, sei es aus sich selbst heraus oder durch die Vermischung bestehender Patterns mit “fremden”/neuen Patterns (die mit großer Beständigkeit auf bereits Etabliertes treffen).
Hörbeispiel:
Eine kleine Höranleitung:
1.) 00:00: Stimme A startet mit einer klaren, sich wiederholenden Struktur.
2.) 00:17: Stimme B etabliert ein konstantes “fremdes” Pattern, das A überlagert. Es handelt sich zu diesem Zeitpunkt lediglich um zwei kurze, sich konstant wiederholende Motive – nichtsdestotrotz erzeugt deren Überlagerung rasch enorme Komplexität.
3.) 00:42: Stimme A geht in Resonanz: Sie passt sich graduell an B an, indem Kleinst-Elemente aus B im eigenen Kontext zuerst improvisiert, dann zunehmend in die Grundstruktur integriert werden.
4.) 01:21: Stimme B geht ebenfalls in Resonanz und integriert Elemente aus A in die eigene Linienführung.
5.) 01:47: Stimme A und B verschmelzen auf Basis der bisherigen Variationen zu einem konstanten Puls und etablieren eine gemeinsame Identität/Struktur, die Kernelemente von A und B in sich trägt.
Leitfragen für Ihre organisationale Praxis
- Welche Patterns nehmen Sie in Ihrer Organisation/Abteilung/Team wahr (z.B. in der Kommunikation, in Arbeitsabläufen und Prozessen)?
- Welche Patterns treten zueinander in Resonanz?
- Wo passiert Improvisation in den Prozessen?
- Wie verändern sich diese Prozesse dadurch graduell?
- Wie viel Wiederholung braucht Neues, um Eindruck zu machen?
- Was bleibt am Ende vom Neuen und Alten übrig?
- Was macht eine harmonische organisationale Identität aus?