Hauptverantwortlich für die INOVATO-Akademie, Lehrbeauftragter an der JKU, erfahrener Berater, Coach, Prozessbegleiter: Peter Hofer, interviewt von Klaus Theuretzbacher.
Worum geht es dir als Prozessbegleiter und Berater?
Um die Begleitung von Menschen und Organisationen in herausfordernden Entwicklungsphasen. Ich mag Menschen in ihrer Vielfalt, mit ihren ganz persönlichen Eigenheiten, besonders auch jene Menschen, die als schwierig gelten.
Ein konkretes Beispiel dafür …?
Ich hatte einen Workshop mit einem Team aus einem großen Industrieunternehmen und bin anfangs auf völlige Ablehnung gestoßen. Mein Ziel war, die Menschen dort abzuholen, wo sie mit ihren Befindlichkeiten stehen, sie ernst zu nehmen. Trotz vieler Angriffe bin ich konsequent sachlich und wertschätzend geblieben. Letztlich hat sich gezeigt: genau jene, die am stärksten im Widerstand waren, vielleicht weil sie am stärksten frustriert waren, haben dann, nachdem es gelungen war, die Stimmung zu drehen, am konstruktivsten mitgewirkt.
Emotionale Reaktionen dürfen sein …
Genau. Ein zweites, ganz aktuelles Beispiel bei einem Betrieb in einem massiven Umstrukturierungsprozess: Kein Stein bleibt auf dem anderen, Führung wird völlig neu gestaltet, viele Emotionen sind im Spiel. Zuerst der Schock, wenn die „schlechte Nachricht“ überbracht wird, dann viel Verunsicherung. Wichtig war: die Ängste und Verunsicherung aussprechen und diskutieren können, eine Geschäftsführung, die zwar klar sagt was Sache ist, aber auch zuhört, die Befindlichkeiten ernst nimmt und gemeinsame Gestaltungsspielräume ermöglicht.
Deine Erkenntnis aus diesem Prozess?
Diese Reaktionen auf massive Veränderungen sind ganz normal, das Chaos, die Verunsicherung, der Schock, die Ungewissheit usw., das gehört alles dazu. Da braucht es entsprechende Räume, auch zur Reflexion. Die Haltung, diese Emotionen als normal zu betrachten, erleichtert den Umgang mit der Situation und macht den Betroffenen ein konstruktives Einlassen oft erst möglich.
Nun etwas ganz anderes: was zeichnet dich aus, etwas, das vielleicht die wenigsten von dir wissen?
(Überlegt.) Vielleicht meine Wahrnehmungssensibilität und meine Fähigkeit, vor allem Zusammenhänge rasch erkennen zu können. Ich kann offenbar viel wahrnehmen und spüren: Befindlichkeiten von Menschen, Beziehungskonstellationen in Gruppen und Dinge, die nicht immer rational fassbar sind.
Und privat?
Ich tanze leidenschaftlich gerne, spiele Saxophon und schreibe sehr gerne.
Dein Buchtipp?
„Das Gehirn und die innere Welt“ von Mark Solms und Oliver Turnbull. Ein Sachbuch, das sich auf geniale Weise auch mit unseren unbewussten Anteilen auseinandersetzt.
Worum geht’s im Leben?
Den eigenen Weg zu gehen, sich den persönlichen Herausforderungen zu stellen, diese als Lernchance zu erkennen. Sich als Teil eines Gesamten zu verstehen und zu begreifen, dass das eigene Handeln Auswirkungen auf das gesamte System hat. Was wiederum heißt, Verantwortung für das eigene Handeln und dessen Wirkungen zu übernehmen.